Ich bin Miteigentümer eines Achtfamilienhauses im Remstal. Es gibt dort einen Gasniedertemperaturkessel Baujahr 1991. Also dachte die Eigentümergemeinschaft nach einem Blick auf das prall gefüllte Konto für Instandhaltungsrücklagen, tauschen wir unser Altgerät gegen ein modernes Gasbrennwertgerät aus. Da sparen wir zukünftig 30 % Energiekosten ein und tun nebenher auch noch etwas für die Umwelt. Schon kommen die ersten Angebote und jedem Angebot liegt ein Merkblatt des Umweltministeriums zum grün-roten Erneuerbare-Wärme-Gesetz Baden-Württemberg aus dem Jahr 2015 bei. Das hat es in sich. Wenn ich meinen Heizkessel erneuern will, dann werde ich auch direkt noch zu teuren Zusatzmaßnahmen verdonnert. So soll noch eine Solaranlage für Warmwasserbereitung auf das Dach gebaut werden. Nur erfolgt in unserem Haus die Warmwasserversorgung schon energiesparend mit Durchlauferhitzern, an die überhaupt keine Solaranlage angeschlossen werden kann. Da lese ich, dass ich auch alternativ von einem Umweltingenieur ein energetisches Sanierungskonzept erstellen lassen kann, in der Kombination mit der Umstellung auf Biogas. Da mach ich mich mal schlau. Das Sanierungskonzept kostet schon € 1.000,- und die Sanierung dann sicher nochmal € 100.000,-. Falsch, ich muss nur den Ingenieur beschäftigen. Also wenn das Gutachten in der Post ist, nur die Rechnung rausnehmen und das Sanierungskonzept direkt in die Altpapiertonne, denn die Sanierung ist freiwillig. Was ist jetzt mit dem Biogas? Kann man ja kaufen, ich kaufe ja auch Biomilch. Da finde ich bei meinen Recherchen den Hinweis des Bundesumweltamtes: „Gleichzeitig sind Biogasanlagen aber eine Gefahr für Mensch, Klima und Umwelt. Im Schnitt 4,5 Unfälle im Jahr pro 1.000 Biogasanlagen und schon 17 tote Mitarbeiter.“ Dort zu arbeiten ist wohl gefährlicher als mit 180 über die Autobahn zu fahren, aber nur letzteres soll verboten werden. Da entweichen pro Jahr durch Leckagen bis zu fünf Prozent Methan lese ich an anderer Stelle im Internet und das Methan ca. 30-mal klimaschädlicher als Kohlendioxid ist. Auch fehlt es an Rohstoffen. Dass was an Bioabfällen und sonstigen vorhanden Rohstoffen vorkommt reicht nur für 20 % der Biogasproduktion. Also baut man Mais für die Biogasproduktion in Europa an. Da diese Flächen nun in Europa nicht mehr für die normale Lebensmittelproduktion zur Verfügung stehen, werden neue Flächen weltweit erschlossen und die Regenwälder auf Borneo und im Amazonas abgeholzt, wo dann wieder viele Tiere und Pflanzen aussterben. Und zusätzlich kostet Biogas auch noch € 500,- mehr im Jahr für unser großes Haus als russisches Erdgas. Dabei wollten wir mit einem neuen Heizkessel eigentlich Geld sparen und etwas Gutes für die Umwelt tun. Jetzt muss ich aber mal mit dem Schornsteinfeger telefonieren, wie ich um den Quatsch herumkomme. Der macht mir wenig Hoffnung, er muss jeden neuen Heizkessel melden und ich muss meine Zusatzmaßnahmen nachweisen, sonst droht mir ein Bußgeld von bis zu € 100.000,-. Da Frage ich mal dumm nach, wer da noch seinen alten Heizkessel austauscht, denn dafür gibt es ja schließlich zum Glück noch keine Pflicht. Der Schornsteinfeger antwortet, dieses Gesetz ist ein Ärgernis für alle Beteiligten und es würden tatsächlich viel mehr Heizkessel ausgetauscht, wenn es diese Vorschriften nicht gäbe. So werden im Ländle Hundertausende alte und dreckige Heizkessel nicht ausgetauscht, obwohl die Eigentümer willig währen, dank Winfried Kretschmann.
09.07.2020 Thorsten Otterbach